Montag, 25. April 2011

historischer Moment

Anti-Atom Demo, Wiener Stephansplatz





Geschichte findet statt: Heute sprach auf einer Anti-Atom Kundgebung am Wiener Stephansplatz unter anderem Bundeskanzler Werner Faymann. Bemerkenswert ist dabei weniger dass sich Faymann gegen Atomkragt ausspricht (was auch die langjährige Linie der Kronen-Zeitung ist), sondern dass er in seiner Funktion als Bundeskanzler auf einer Anti-Atom Veranstaltung gesprochen hat.

Ich habe erstmalig erlebt dass ein österreichischer Bundeskanzler auf einer Anti-Atom Demo spricht (und ich war schon auf vielen Demos). Ich habe auch erstmalig einem amtierenden Bundeskanzler applaudiert. Große Veränderungen fangen klein an.

Zur Rede von Faymann:

Ich stand etwas weiter hinten in der (überschaubaren) Menge, bin aber ziemlich sicher die Redewendung "..und ich weiß, da kann ich mir auf Sie verlassen.." gehört zu haben. (Vielleicht habe ich einfach zu viel Maschek geschaut)
Inhaltlich war er nicht schlecht und hat einen Vergleich zwischen der Finanzlobby und der Atomlobby gezogen ( aus dem Gedächtnis zitiert: )

"...und wenn mir Experten sagen, ein Atomkraftwerk verdient 2 Millionen Euro am Tag... dann kann ich nur sagen: Diese Atomexperten und Finanzexperten, die mit unserer Zukunft spekulieren, die handeln nach dem Prinzip: Gewinne privatisieren (klopft sich auf die Tasche), Verluste zahlt der Steuerzahler. Das kann's ja nicht sein ..."

Er erwähnte Energiesparen ("Ende der Verschwendung") als Zeil künftiger Regierungsarbeit und sprach von der Vorstellung das Österreich nicht mehr Strom importieren muss. Das österreichische Strom-Einspeisegesetz (derzeit in Revision) erwähnte er leider nicht.




Nach Faymann sprach die Eva Glawischnigg von den Grünen Österreichs. Das sie schnell und viel sprach ist mir davon weniger in Erinnerung geblieben, der bemerkenswerteste Satz war für mich:
"...und wir machen das nicht für uns, sondern für Euch (zeigt ins Publikum) für diejenigen die jetzt auf den Schultern ihrer Väter sitzen..". Sie plädierte anschließend dafür, den Atom-Ausstieg in Österreichs Nachbarländern zu fordern. Fr. Glawischnigg sprach wörtlich von "Negawatt"-Kraftwerken.

Im Anschluss daran spielten japanische Musikstudenten zum Gedenken an die Katastrophe in Fukushima ein Stück von Brahms. Sie wurden dabei von einem "Störenfried" im Publikum mit Megaphon unterbrochen, der schimpfte:
(frei zitiert): "...So jetzt hören wir alle in bissl Musik und dann gehen wir nach Hause und nichts ändert sich. Schüssel (Ex-Bundeskanzler, ÖVP sitzt im Aufsichtsrat von deutschen Atomkonzernen, das ist der Skandal.. ". Der Mann wurde schließlich von einem Polizisten beruhigt und anschließend (von einem Blogger?) interviewt.

Fazit: Bundeskanzler und Oppositionsführerin reden über Österreichs Energiepolitik, die Republik ist für einen wunderbaren Moment lang genau so wie sie sein sollte.

Blindgänger

Nicht ganz verstanden habe ich die Aktion der Blindgänger (siehe Foto). Ging es um Solidarität mit Sehbehinderten ? Oder war es eine subtile plitische Message ? An die Regierung ? And die Demonstranten ? Mir war ein wenig zu kalt für ein längeres Gespräch, deshalb hier ein unkommentiertes Foto:



und nun zu etwas ganz anderem:

Fotos vom Donaukanal





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2 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Danke für die schöne Zusammenfassung der Gedenkkundgebung. Sie hat mir sehr gut gefallen. Ob man von einem historischen Moment sprechen kann, bin ich kritisch.
    Im Anschluss haben auch noch Wolfgang Kromp und Peter Weish geredet.
    Sie mahnten die Politiker an ihren Taten zu messen. Machen wir das bei der SPÖ:
    Die aktuelle Ökostrom-Novelle 2011 kürzt die Einspeistarife für Photovoltaikanlagen.
    Die Einspeistarife in Österreich für Ökostromanlagen sind generell bereits unter dem europäischen Durchschnitt.
    Die Investitionsförderungen des Klima- und Energiefonds sind gedeckelt und waren heuer innerhalb von Minuten ausgeschöpft.
    Stattdessen zahlen wir dann lieber Millionen Strafe, weil wir die Kyoto-Ziele nicht erreichen.
    Dabei sollten wir alle möglichen alternativen Energiequellen versuchen zu erschließen.
    Ich bin gespannt, wie sich ein Solarkraftwerk in Wien macht.

    lg, Mike

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